Strange Days in Mittelhessen – Desaster für Neonazis
In den vergangen Wochen musste die (mittel-) hessische NPD einige Rückschläge verkraften: Während eines Infostandes in Gießen am 15.4. wurden mehrere Personen angegangen, der Stand konnte keinerlei Außenwirkung entfalten. Eine Woche später am 22.04. sollte ein Aufmarsch in Wetzlar folgen, welcher aber blockiert wurde. Dann noch das geplante Bürgerbüro in Wetzlar, welches die Stadt der NPD vor der Nase wegschnappte. Es könnte besser laufen für die Neonazis.
Bereits Anfang April deutete einiges darauf hin das mehrere Personen der hessischen JN am 15.4. nach Gießen kommen wollten. Knapp 10 Neonazis aus dem JN/AKK-Spektrum kündigten ihr Kommen bei einer Tierrechts-Demo an. Die Organisator_innen schmissen die Neonazis – virtuell – konsequent raus und betonten noch einmal das bei ihrer Demo kein Raum für Rassismus, Sexismus oder Homophobie sei. Erst kurzfristig sickerte durch, dass für diesen Tag ein Info-Stand der neonazistischen Partei in der Innenstadt angemeldet sei.
Am Vormittag des 15. schlug die Partei bereits in Friedberg und Wetzlar mit Info-Ständen auf. Gegen Nachmittag trudelte dann der 9-Köpfige Tross, von der Polizei abgeschirmt, in Gießen ein. Im Folgenden war der Stand durch eine Polizeikette de facto unzugänglich, davor standen ca. 50 Gegner_innen. Mit der nicht vorhandenen Außenwirkung wollten sich die Neonazis indes nicht zufrieden geben und versuchten zwei mal den geschützten Bereich zu verlassen und Flyer zu verteilen, was in beiden Fällen zu Rangeleien und körperlichen Auseinandersetzungen führte. Weitere Versuche blieben danach aus.
Kaum 2 Stunden später zog der Tross wieder weiter. Zuletzt kam es noch zur einer kuriosen und unfreiwillig komischen Situation, als zwei der Neonazis während der Abreise versuchten die Kennzeichen ihres Busses zuzuhalten.
NPD / JN / AKK
Unter den Neonazis, die am Samstag in Gießen waren, befanden sich mehrere Mandatsträger der hessischen NPD, darunter Thassilo Hantusch (Stadverordentenversammlung Wetzlar, Kreistag Lahn Dill). Hantusch wird bei der kommenden Bundestagswahl im Landkreis Giessen für die NPD antreten. Neben ihm waren auch sein Vater Thomas Hantusch (Kreistag Lahn Dill), Stefan Jagsch (Kreistag Wetterau) und Thomas Gorr (Stadverortnetenversamlung Leun) zugegen. Gorr betreibt das Bistro Hollywood, was zu Szeneveranstaltungen den Namen „Teutonicus“ nutzt. Außerdem war Marina Djonovic aus Baden-Würtenberg Teil der Gruppe.
Darüber hinaus zeigte sich die Überschneidungen der hessischen JN mit dem „Antikapitalistischen Kollektiv“ (AKK) deutlich. Zwei der anwesenden Neonazis aus Etville bzw. Frankfurt waren, wie Thassilo Hantusch auch, an den Aktionen der Neonazis rund um eine Anti-TTIP Demo in Frankfurt im vergangen Sommer beteiligt. Auch Patricia Steih aus der Region Lumdatal, zählt sich selbst zum AKK und der JN Hessen.
Artikel zum AKK im AIB#113 und mit Schwerpunkt Hessen in der Lotta#66
WETZLAR
Eine Woche später war für Wetzlar ein Aufmarsch geplant, Anmelderin war Melanie Dittmer aus NRW. Neben der lokalen NPD rief Dittmers Identitäre Aktion zu dem Aufmarsch auf. Weitere Unterstützung kam dem Aufruf zufolge von Der Rechten und aus dem THÜGIDA-Spektrum.
Die Geschichte des Aufmarsches ist eigentlich schnell erzählt: Ein Großteil der ca. 100 Neonazis kam am Bahnhof an, ging geschlossen zum Ort der Auftaktkundgebung und war danach von Blockaden so gut wie eingekesselt. Nach ein paar Metern hin und her und jeder Menge herumstehen, ging es zurück zum Bahnhof. Dort stand der Aufzug noch eine Weile in der Unterführung. Letztendlich ging es Richtung Ehringshausen. Ob dort Sammelpunkt bzw. Parkplatz der gemeinsamen Anreise war oder sie versuchten dort einen Aufmarsch durchzuführen blieb unklar, es gab jedoch Platzverweise für alle. Klar ist jedoch, dass am Abend Michael Zeise AKA Mic Revolt und Fachkräfte, hinter denen sich zum Teil Kevin Link (Randgruppe Deutsch) verbirgt, im Bistro Hollywood in Leun-Stockhausen spielten.
Bürgerbüro – Hausprojekt
Seit Monaten waberten die Gerücht um ein Bürgerbüro der NPD in Wetzlar umher. Nach und nach tauchten Indizien dafür auf, auch dass es hier ein angeschlossenes Hausprojekt geben solle, für welches Bewohner gesucht würden. Nach dem darüber hinaus eine Adresse publik wurde, nahm sich die Stadt Wetzlar dem Problem an und den Neonazis offenbar das Haus vor der Nase weg. Im Anschluss wurde die Vater-Sohn-Kombi Hantusch wutentbrannt im Rathaus vorstellig und haben bis Ende 2017 für jeden Samstag Aufmärsche angekündigt. Das ganze entpuppte sich als Luftnummer. Bewohner_innen der Wetzlarer Altstadt wurden indes Zeuge eines weiteren kuriosen Auftritt von Thomas Hantusch, der offenbar Nachts rufend durch die Wetzlarer Altstadt ging, wo er die „Volksverräter“ vermutete, die das Projekt unmöglich gemacht haben sollen.
Und wieder Giessen
Am 18.5. mussten 4 Personen der NPD in Gießen den nächsten Rückschlag hinnehmen, als sie versuchten Unterschriften für die Bundestagswahl zu sammeln. Wie in der Vergangenheit schon öfters, ging das nicht gut aus. Patricia Steih bekam die Ablehnung eine Frau direkt zur spüren, als diese ihr ins Gesicht schlug. Auch ihr Begleiter Ingo Helge kam nicht besser davon und wurde nach einem Handgemenge in den Arm gebissen. Die herbei geeilt Verstärkung konnte da auch nicht mehr viel machen. Und Thassilo Hantusch blieb einmal mehr nichts anderes übrig, als hilflos zu schauen wie, das Geschehen um ihn herrum nicht den gewünschten Lauf nahm.