Der Prophet mit dem Ballermann – Unterwegs im Auftrag der AfD

Am Sonntag den 21.10.2018 zog der 61-jährige Zahid Kahn, der als Wahlkämpfer für die AfD in Frankfurt Seckbach unterwegs war, eine scharfe, geladene Waffe und bedrohte damit einen Anwohner, der gegen die Verteilung von AfD-Propaganda in seinem Wohnviertel protestiert hatte. Nachdem die „Junge Welt“ über den Angriff berichtet hatte, berichteten am Dienstag weitere Medien.Wie unterschiedliche Medien berichten, scheint der
61-jährige Prophet eine Lizenz zum Tragen einer Schusswaffe zu besitzen. Doch wer ist eigentlich Zahid Kahn und in welcher Verbindung steht er zu AfD?

Zahid Kahn ist im Rhein-Main-Gebiet seit langem für seine skurrilen Auftritte bekannt. Der selbsternannte Prophet missioniert hier seit Jahren vor sich hin und scharrt dabei eine sehr überschaubare Anzahl an JüngerInnen um sich. Kahn, der ursprünglich aus Pakistan stammt, gibt an, in persönlichem Kontakt mit Gott zu stehen. Seine Weisheiten verbreitet Kahn über die Internetseite „Kahnverlag(dot)de“ auf der es die – im Selbstverlag erscheinenden – Bücher zu kaufen gibt. Weiter gibt es die Möglichkeit durch Videos an den Erkentnissen des „Prophet“ teilzuhaben.

Kahn ist in der Vergangenheit vor allem mit seiner massiven Kritik am Islam aufgefallen. Seine Positionen verbreitet Kahn in Büchern wie „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ oder „Die Verbrechen des Propheten Mohammed“, wofür er Drohungen aus islamistischen Kreisen erhalten haben soll.

Der 61-jährige Rodgauer sieht sich selbst als neuer Prophet, der eines Nachts von Engeln zu den „Bergen der Verwunderung“ gebracht und dort von Gott für die „letztendliche Erlösung der Menschheit“ auserwählt worden sei. In der „geistigen Welt“ will Khan mehrfach dem vor 1400 Jahren gestorbenen islamischen Religionsgründer Mohammed begegnet sein. Dabei habe dieser gestanden, seine Anhänger*innen gründlich hinters Licht geführt zu haben: Der Koran beispielsweise, sei gar nicht heilig. So skurril das ganze klingt, so wenig harmlos ist der christliche Fundamentalist Kahn.

Bereits 2013 hatte Kahn auf einen Mann geschossen, der zusammen mit einer weiteren Person versucht haben soll Kahn und seine zwei Begleiter anzugreifen. Zuvor war eine Kundgebung von Kahn in Offenbach vorzeitig von der Polizei abgebrochen worden, da es massive Proteste gegeben hatte. Dies hielt Kahn jedoch nicht von weiteren öffentlichen Auftritten ab. Im November 2017 zog Kahn mit einigen AnhängerInnen durch hessische Fußgängerzonen und verteilte seine Schriften. Im August 2017 hatte Kahn auf dem Roßmarkt in der Frankfurter Innenstadt eine Kundgebung unter dem Titel „Deutschland Wach Auf!“ angemeldet. Sein Zulauf viel sehr mäßig auf. Anwesend waren 6 Personen, darunter seine Tochter Mary Kahn, die für die AfD bei der hessischen Landtagswahl in Frankfurt am Main antritt und ihr Lebensgefährte der Brandenburger AfD Kader Dennis Hohloch.

     

Kundgebung am Rossmarkt in Frankfurt 2017
links: Zahid Khan, Marion
Frijette und Dennis Hohloch
rechts: Marion Frijette und Mary Khan

Dass Zahid Khan in den Medien für gewöhnlich als „Islamkritiker“ bezeichnet wird, ist schlicht verharmlosend. Kahn mixt christlichen-religiösen Fundamentalismus mit islamfeindlichen Positionen und sucht bewusst die Nähe zu extrem rechten Zusammenhängen. So trat Kahn am 05.01.2015 auf einer Veranstaltung des Pegida-Ablegers in Köln (Kögida) auf. Auch in den sozialen Medien teilt Kahn rassistische und islamfeindliche Postings, AfD-Wahlwerbung und scheut nicht davor, deutlich seine Nähe zu der extrem rechten Partei zu zeigen.

Passend dazu tritt seine Tochter Mary Kahn seit einigen Jahren bei der hessischen JA und der hessischen AfD in Erscheinung. Mary Kahn ist dabei eine der wenigen Frauen in der AfD die als Kader Führungspositionen in der – sonst von Männern dominierten – Partei übernimmt. Sie ist mittlerweile Landtagskandidatin im Wahlbezirk IV in Frankfurt am Main, Mitglied des hessischen Landesvorstandes der Partei und stellvertretende Vorsitzende der hessischen JA. Zu ihrem engsten Bekanntenkreis gehören die beiden Frankfurterinnen Katharina Göbel und Sabrina Kuhajewska, die beide in der Vergangenheit Kontakt zur „Identitären Bewegung“ (IB) unterhielten. Mary Kahn ist mit Dennis Hohloch liiert.

Hohloch nahm nicht nur im August 2017 an dem Miniaufmarsch (s.o.) auf dem Rossmarkt teil, sondern ist laut Berichterstattung der „Jungen Welt“ auch direkt in den Vorfall am Wochenende verwickelt. Wie die Zeitung berichtet war Hohloch am Tatort anwesend. Dieser Berichterstattung widerspricht der AfD Kader nicht. Hohloch ist Landesvorsitzender der JA Brandenburg und Fraktionsvorsitzender der AfD Fraktion in Potsdam. Der „Quasi-Schwiegersohn“ des schießwütigen Propheten, der laut verschiedener Berichte als Geschichtslehrer in Berlin arbeiten soll, verteidigte Zahid Kahn im Internet im Nachgang der Aktion vehement.

        
links: Dennis Hohloch, Mary Khan, Katharina Göbel und Sabrina Kuhajewska
rechts: Dennis Hohloch hat keine Berührungsängste mit Neonazis

Bei dem Vorfall war ebenfalls Marion Frijette anwesend, die in einem Artikel der „Frankfurter Rundschau“ als Mitarbeiterin Zahid Kahns geführt wird. Frijette nahm auch an der Kundgebung im August 2017 teil und hielt bei Veranstaltungen von Kögida Reden. Es kursieren außerdem Fotos, die Frijette bei Verteilaktionen von Zahid Kahns religiösen Pamphleten zeigt. Zwischen Frijette und Zahid Kahns Tochter Mary scheint ebenfalls eine Arbeitsbeziehung zu existieren. Vor ihrer steilen Karriere bei der AfD trat Kahn mit einem anderen Projekt in Erscheinung. Der Verein „Chili e.V. – Freiheitsrechte für Frauen aus allen Kulturkreisen“ wurde von ihr und Frijette zusammen betrieben. Hinter dem zunächst harmlosen Titel verbergen sich die üblichen rechtspopulistischen und islamfeindlichen Ideen von Zahid Kahn. Der Verein wurde von Mary Kahn vor allem vor dem massiven Erstarken und der zunehmenden Radikalisierung der AfD betrieben. Seit ihrem zunehmendem Engagement in der AfD gibt es auch keine nennenswerten Aktivitäten des Vereins mehr.

             
links: Kundgebung von Khan und Frijette
rechts: Mary Khan am Wahlkampfstand in Frankfurt

Anhand des Vorfalls zeigt sich erneut mehr als deutlich, was für ein Klientel sich in der AfD zusammenfindet und in welchem Maße sich die Partei radikalisiert. Offen für verschiedene radikale Strömungen, von fundamentalistischen Christen bis zu völkischen Neofaschisten, sammelt sich in der Partei eine explosive Mischung. Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit AnhängerInnen der AfD gekommen, so zogen an Propagandaständen der Partei wiederholt AnhängerInnen Pfefferspray und sogar Messer, wie zuletzt ein 58-jähriger AfD-Anhänger Anfang September in Hamburg. Das einer von ihnen jedoch eine scharfe und einsatzbereite Schusswaffe zieht, dürfte dennoch eine neue Stufe der Eskalation sein. Die extrem rechten Positionen, die offen zur Schau getragenen Gewaltfantasien gegen Migrant*innen und politische Gegner*innen, wie auch die Tatsache, dass diverse Mitglieder und SymphatisantInnen der extrem rechten Partei über legale Schusswaffen verfügen, ist äußerst bedenklich. Bedenklich ist außerdem, dass mit Zahid Kahn ein offensichtlich verwirrter extrem rechter Prophet, der Engel hört und mit Gott kommuniziert, schwer bewaffnet durch Frankfurt läuft. Dass der Vorfall am Sonntag nur wenig mediale Aufmerksamkeit erregte ist verwunderlich und besorgniserregend, wäre doch die Tatsache alleine, dass ein AfD Anhänger in einer Auseinandersetzungen eine Schusswaffen zieht, Anlass genug zur Diskussion. Das es sich bei dieser Person um den islamophoben und extrem rechten Zahid Kahn handelt und dieser die Schusswaffe möglicherweise sogar legal trägt ist unerträglich. Ernstzunehmende Statements von Polizei, Stadtpolitik oder Parteien blieben bisher aus.

 

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